Wir unterrichten weiter – digital!

Wir unterrichten weiter – digital!

Digitales Lernen an der Vitos Schule für Gesundheitsberufe Mittelhessen

Aufgrund der Corona-Pandemie fand an Schulen und Universitäten kein Präsenzunterricht statt. Gleiches galt auch für die Vitos Schulen für Gesundheitsberufe. Obwohl die ersten Lockerungen von Bund und Ländern besprochen wurden, wird es noch dauern, bis wieder Normalität eingekehrt ist. Digitales Lernen ist das Stichwort der Stunde.

Tina Drexler ist Diplom-Pflegepädagogin und Mitglied der Projektgruppe „Digitales Lernen“. Im Interview hat sie uns verraten, was das Ziel des Projektes ist und wie die Pflegeschulen mit der aktuellen Situation umgehen.

Frau Drexler, was genau verbirgt sich hinter dem Projekt „Digitales Lernen“?

Das Projekt „Digitales Lernen“ wurde im März 2019 von Jochen Schütz, Leiter des Geschäftsbereichs Personal, Organisation und Recht, initiiert. Die Projektgruppe setzt sich aus unterschiedlichen Kolleg/-innen des gesamten Vitos Unternehmens zusammen. Neben den Leitungen unserer Schulen für Gesundheitsberufe und den Krankenpflegedirektoren, gehören Vertreter/-innen des IT-Managements unserer Vitos Akademie dazu. Auch Absolvent/-innen unserer Bachelor-Studiengänge (Bachelor of Arts Psychiatric Nursing) und Lehrkräfte geben Input und arbeiten aktiv mit.

Gemeinsam erarbeiten wir, wie unsere bestehenden digitalen Angebote, wie die Vitos Web Akademie, in den Unterricht integriert werden und welche neuen Plattformen eine gute Ergänzung sein können. Dafür evaluieren wir bestehende E-Learning-Plattformen und prüfen, welche Hardware sich am besten für den digitalen Unterricht eignet. Natürlich stehen neben vielen weiteren Aufgaben, auch die Themen Datenschutz und Verfügbarkeit von Internetzugängen auf der Tagesordnung.

Dank der guten Zusammenarbeit konnten wir bereits Ende 2019 die ersten Projekte mit zwei Pilotklassen aus den Vitos Schulen für Gesundheitsberufe Mittelhessen und Bad Emstal umsetzen.

Wie war das Feedback der Schülerinnen und Schüler?

Im Anschluss an die Umsetzung der Pilotprojekte, haben wir erste Evaluationen durchgeführt. Die Auszubildenden und Lehrkräfte konnten ihre Erfahrungen, Eindrücke, Kritik und Wünsche äußern. Insgesamt wurden die Projekte gut angenommen.

Ein besonderes Highlight ist natürlich das iPad, welches die Schüler/-innen von uns bekommen haben. Mit dem Tablet können sie verschiedene Lernangebote nutzen. Hierzu gehört zum einen unsere Vitos Web Akademie ILIAS. Die Vitos Web Akademie kann man sich als digitales Klassenzimmer vorstellen, in dem Online-Unterrichtseinheiten absolviert werden. Zum anderen können die Auszubildenden auf externe Angebote, wie zum Beispiel die digitale Lernplattform „Certified Nursing Education“ des Thieme Verlags, zugreifen. Hier stehen Lerneinheiten, eine Online-Bibliothek und weitere Features zur Verfügung. Praktisch fanden die Auszubildenden die Notizfunktion des iPads, über die persönliche Anmerkungen zu den Unterrichtsmaterialien hinzugefügt werden können. Auch wenn die WLAN-Verbindungen in den Schulen noch ausbaufähig sind, gaben sie positives Feedback zu den zusätzlichen Recherchemöglichkeiten, die die Tablets bieten. Dass die Schüler/-innen die Geräte auch privat nutzen dürfen, haben sie positiv aufgenommen. Grundsätzlich fördert der Methodenmix von Präsenzunterricht und digitalen Lerneinheiten deren Motivation.

Die Evaluationsrunden haben bestätigt, dass wir mit dem Projekt „Digitales Lernen“ auf dem richtigen Weg sind. Ab Oktober 2020 sollen deshalb alle neuen Kurse in den Vitos Schulen für Gesundheitsberufe mit dem digitalen Lernen beginnen.

Sie begleiten das Projekt fast seit Beginn. Wie sind Sie dazu gekommen und was ist Ihre Funktion?

Tina Drexler, Diplom-Pflegepädagogin, gestaltet das digitale Lernen bei Vitos mit.

Etwa ein halbes Jahr nach Projektstart fragte mich Jörg Achenbach, Leiter der Vitos Schulen für Gesundheitsberufe Mittelhessen, ob ich nicht Lust hätte an dem Projekt mitzuwirken. Seitdem bringe ich meine Erwartungen, Wünsche und Erfahrungen als Pädagogin ein.

Gemeinsam mit Jörg Achenbach begleite ich außerdem die Implementierung an unserer Schule in Herborn. Ich treffe didaktische Absprachen mit dem Kollegium, konzipiere Unterrichtsinhalte und stelle diese für die Schüler online. Natürlich bin ich auch Ansprechpartnerin bei Fragen. Ich helfe den Schüler/-innen, die Zugänge zu unserer Vitos Web Akademie oder der Online-Plattform des Thieme Verlags einzurichten und den Umgang mit den Plattformen einzuüben. Aber auch wir Lehrkräfte waren und sind immer noch Lernende in diesem Setting.

Macht das auch den Reiz des Projektes für Sie persönlich aus?

Durchaus! Zusätzlich ist es eine neue „Methode“, die man als sinnvolle Ergänzung im klassischen Unterricht einsetzen kann. Das digitale Lernen fördert die Lernmotivation unserer Schüler/-innen und sorgt für Abwechslung im Unterricht. Außerdem steigert es die Attraktivität der theoretischen und praktischen Ausbildung an den Vitos Schulen für Gesundheitsberufe.

Auch die aktuelle vom Coronavirus ausgelöste Krise zeigt, welche Chancen das digitale Lernen bietet. Momentan findet kein Präsenzunterricht statt. Durch die digitalen Plattformen können wir die Ausbildung trotzdem sicherstellen. Das ist ein echter Mehrwert!

Sie haben die aktuelle Situation angesprochen: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf das Projekt aus?

Lassen Sie es mich so formulieren: Es ist eine große Herausforderung – aber zugleich auch spannend. Auch wenn ich nur für unsere Standorte in Herborn und Weil-Lahn sprechen kann, gehe ich davon aus, dass es an den anderen Schulstandorten ähnlich ist. Wir arbeiten auf Hochtouren daran, allen Ausbildungskursen den Zugang zu den Lernplattformen zu ermöglichen. Denn bisher war das Projekt nur auf die Pilotkurse beschränkt. Außerdem haben wir Pläne erarbeitet, um den Unterricht weiterhin sicherzustellen. Die Erfahrungen, die wir im Rahmen der Pilotprojekte gemacht haben, verschaffen uns in der aktuellen Situation einen großen Vorteil.

Grundsätzlich nimmt das Projekt momentan natürlich Fahrt auf und die Umsetzung schreitet schneller voran als ursprünglich geplant. Trotz aller positiven Aspekte ist das für alle eine große Aufgabe, die es in kürzester Zeit zu bewältigen gilt.

Wie läuft der Unterricht momentan ab?

Mit dem iPad können sich die Auszubildenden von zu Hause in das virtuelle Klassenzimmer einloggen.

Da wir momentan keinen persönlichen Kontakt zu den Auszubildenden haben, lief die Einführung in das digitale Lernen erst einmal über die Vitos Web Akademie und per E-Mail. Hier war das gesamte Kollegium gefragt. Wir haben Anleitungen für unsere Schüler/-innen konzipiert, damit sie sich von zu Hause in die virtuellen Klassenzimmer einwählen können. Nachdem die Hürde der Erstanmeldung überwunden war und jeder seinen Zugriff eingerichtet hatte, konnten alle die Online-Unterrichtseinheiten absolvieren. Auch hier haben wir unsere Auszubildenden begleitet. Sie erhalten wie gewohnt ihren Stundenplan und wichtige Informationen, wie der hochgeladene Unterrichtsstoff zu bearbeiten ist. Nach wie vor legen wir großen Wert auf eine entsprechende Ergebnissicherung. Für Fragen steht den Schüler/-innen auch eine Chatfunktion über unsere Lernplattform zur Verfügung.

Wir befinden uns alle in einem Ausnahmezustand. Es bleibt abzuwarten, wie unsere Ausbildungskurse mit dieser neuen Lernsituation zurechtkommen. Ich bin allerdings positiv gestimmt, dass wir die Situation alle gut meistern und einiges lernen werden.

Das klingt – trotz aller Herausforderungen – sehr positiv. Wird es in Zukunft nur noch Online-Unterricht geben?

Den digitalen Unterricht sehen wir als Erweiterung und Ergänzung. Die Evaluation der Pilotprojekte hat bestätigt, dass sich die Auszubildenden eine Balance zwischen analogem lehrerzentriertem und digitalem Unterricht wünschen. Uns Pädagog/-innen ist natürlich auch weiterhin wichtig, den persönlichen Kontakt zu unseren Auszubildenden zu halten. Daher möchte ich betonen, dass digitales Lernen den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann.

Wir arbeiten alle im Gesundheitswesen und haben uns entschieden mit Menschen zu arbeiten – das gilt auch für uns Pädagog/-innen. Die Auszubildenden benötigen unsere Unterstützung, auch um komplexe Sachverhalten zu durchdringen. Es reicht nicht aus, Inhalte „einfach mal“ hochzuladen.

Ich persönlich beginne meinen Unterricht gerne lehrerzentriert und nutze die Tafel oder das Flipchart. Dann wechsele ich die Methode und erkläre den Auszubildenden, über welche Lernplattform sie den Unterrichtsstoff vertiefen können. Trotzdem stehen wir für Nachfragen – inhaltlich und technisch – immer zur Verfügung. Uns so soll es auch weiterhin bleiben.

Bildquelle: Vitos

Autor/-in
Tina Drexler, Diplom-Pflegepädagogin