Vitos Teilhabe beteiligt sich an Erasmus+ Projekt
Holzhäuser, Minusgrade und eine malerisch verschneite Winterlandschaft – so hat sich das Gastland Schweden präsentiert, das wir im Januar für ein Erasmus+ Projekt besucht haben. Was mich aber noch mehr beeindruckt hat: Die positive Grundhaltung der Schweden, ihre Offenheit und die Einstellung, Veränderungen als Chance zu begreifen. Für unsere Arbeit bei Vitos Teilhabe konnten mein Kollege Jan Diefenbach und ich sehr viel mitnehmen – insbesondere dank des Einblicks in die schwedische Arbeitswelt.
Wir steuern auf ein Nachwuchsproblem zu: Es gibt nicht genug Sozialpädagogen und Erzieher. Vor allem nicht für die Jugend- und Behindertenhilfe. Deshalb müssen wir uns hier in Deutschland, aber auch bei Vitos Teilhabe die Frage stellen: Wie können wir für Nachwuchskräfte und Quereinsteiger attraktiver werden? Und wie schaffen wir es, Mitarbeiter zu halten und dauerhaft für ihre Tätigkeit zu begeistern? Was brauchen sie, um gesund zu bleiben und ihren Beruf gerne und möglichst lange ausüben zu können?
Um diese Fragen für uns zu beantworten, nehmen mein Kollege und ich an dem europaweiten Erasmus+ Projekt teil, das von der Europäischen Union gefördert wird. Fünf europäische Länder tauschen dabei Erfahrungen zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen aus. Ziel ist es, sozialpädagogische Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Und für dieses Projekt sind wir im Januar für fünf Tage nach Schweden gereist.
Der Umgang miteinander ist sehr respektvoll
Ich bin von diesem Land und der Mentalität der Menschen total beeindruckt. Der Umgang miteinander ist sehr respektvoll. Die Schweden denken viel darüber nach, wie sie einen Beitrag dazu leisten können, dass andere es im Alltag leichter haben. „To keep people happy“ – andere zufrieden oder sogar glücklich zu machen – ist ein Ausspruch, den wir in Schweden häufig gehört haben.
Ein Beispiel: Wir haben einen Waldkindergarten besucht. Die Kinder sind dort das ganze Jahr über draußen. Auch im Januar, bei Minustemperaturen und früh einsetzender Dunkelheit. Die Mitarbeiter des Kindergartens haben sich überlegt: Für wen arbeiten wir hier? Wer ist unsere Zielgruppe? Dabei haben sie festgestellt, dass es nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Familien geht. Nun bieten sie den Eltern individuell zusammengestellte Lunch-Boxen an, die sie mit an den Arbeitsplatz nehmen können, um sich gesund zu ernähren. Was für ein Service! Es ist eigentlich nicht ihre Aufgabe und auch nicht als Geschäftsmodell gedacht. Aber es reduziert für die Familien den Stress – genau wie eine App, über die Kinder für den Tag abgemeldet werden können, wenn sie krank sind. Einfache Lösungen, die für berufstätige Eltern den Alltag viel leichter machen.
Wir haben in Schweden sehr unterschiedliche Arbeitswelten kennengelernt. Eine Kommunalverwaltung zum Beispiel, die klassische Einzelbüros aufgelöst hat. Stattdessen gibt es dort verschiedene Arbeitszonen, die kaum noch an typische Büros erinnern. Sie sind kreativ und modern eingerichtet, mit vielfältigem Mobiliar, das ganz flexibles Arbeiten gestattet. Vor der Umgestaltung wurden die Mitarbeiter befragt und in die Entscheidungen einbezogen.
Wie Partizipation funktionieren kann, haben die Schweden uns auch in anderer Hinsicht gezeigt: Unsere Gastgeber haben bei fast allen Programmpunkten schwedische Schüler einbezogen. Das ist gelebte Teilhabe! Es war für uns spannend zu erleben, wie die Schüler die Arbeitswelt betrachten, auf welche Arbeitsbedingungen sie Wert legen.
Auch ein regionales Elektrizitätswerk, das vor allem Ökostrom produziert, haben wir kennen gelernt. Diese Branche sucht in Schweden ebenfalls nach Fachkräften. Um potenzielle Nachwuchskräfte zu finden, verfolgen sie einen sehr langfristigen Ansatz: Sie arbeiten beispielsweise mit Grundschulen zusammen, zeigen Kindern wie Ökostrom gemacht wird und wecken bei ihnen dadurch Interesse für das Thema.
In einer berufsvorbereitenden Schule haben wir eine tolle Cafeteria besucht, die vielfältige, gesunde und frisch zubereitete Gerichte anbietet. Dahinter steckt der Gedanke, dass man sich als Mitarbeiter oder Schüler gesund ernähren muss, um etwas leisten zu können.
Insgesamt konnte ich sehr viele Anregungen für die eigene Arbeit übernehmen. Vor allem, wenn es darum geht, Abläufe zu vereinfachen, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, Informationen zu teilen. Dafür muss es einfache Wege geben – die Schweden machen es uns vor.
Erasmus+ Projekt WINTER
Vitos Teilhabe beteiligt sich an dem Erasmus+ Projekt WINTER. Die Buchstaben stehen für „Well being of teachers and educators“. Das Projekt nimmt die Arbeitswelt von Erziehern, Lehrern und Sozialpädagogen in den Blick. Dabei geht es vor allem um Maßnahmen, die die Zufriedenheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitern steigern oder auch deren Gesundheit fördern sollen, damit sie gerne und möglichst langfristig in ihrem Beruf arbeiten können. An dem Projekt beteiligen sich Einrichtungen aus Litauen, Rumänien, Schweden, Finnland und Deutschland. Vitos Teilhabe beteiligt sich bereits zum dritten Mal an einem internationalen Erasmus-Projekt bzw. Leonardo-Projekt.
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