Elizabeth Kibiku und Kodjo Joel Hounkpe machen Karriere bei Vitos
Engagierte und motivierte Pflegefachkräfte werden dringend gesucht. Wir sind deshalb sehr froh, dass auch immer mehr junge Menschen aus dem Ausland ihre Pflegeausbildung bei uns durchlaufen und danach unsere Stationsteams verstärken. Für sie versuchen wir gute Start- und Arbeitsbedingungen zu schaffen, wohl wissend, dass sie gerade zu Beginn so manche Extra-Hürde nehmen müssen. In der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bad Homburg haben wir zwei Mitarbeitende getroffen, die den langen Weg aus Afrika zu uns gekommen sind.
Kodjo Joel Hounkpe, geboren in Lomé/Togo, hat gerade seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger erfolgreich abgeschlossen und absolviert neben seiner Arbeit in der Klinik sein letztes duales Studienjahr. Die Kenianerin Elizabeth Kibiku hat in diesem Jahr ihr Studium abgeschlossen und arbeitet jetzt auf der akutpsychiatrischen Station in Bad Homburg. Sie haben uns erzählt, welchen Weg sie genommen haben, welche Hilfen es gab und warum es sich unbedingt lohnt, auch schwierige Phasen zu überwinden.
Stellen Sie sich doch mal kurz vor: woher kommen Sie und wann sind Sie nach Deutschland gekommen?
Kibiku: Mein Name ist Elizabeth Kibiku, ich bin 32 Jahre alt und komme aus Kenia, aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Nairobi. Dort bin ich inmitten einer großen Familie mit vielen Cousins und Cousinen aufgewachsen. Nach dem High-School-Abschluss habe ich zunächst in einem kleinen privaten Labor gearbeitet und bin dann als Au-Pair nach Frankfurt gezogen.
Hounkpe: Ich bin Kodjo Joel Hounkpe, bin 24 Jahre alt, komme aus Lomé/Togo und bin 2018 nach Deutschland gekommen. Ziel war es, mein Deutsch zu verbessern, da ich in Togo ein Germanistikstudium begonnen hatte.
Das heißt also, dass der Pflegeberuf nicht von Anfang an auf Ihrem Plan stand?
Hounkpe: Ja, das stimmt. Ich wollte ursprünglich Deutschlehrer werden. Habe deshalb, wie gesagt, Germanistik studiert. Allerdings ist meine Schwester Krankenpflegerin und ich hatte dadurch einige Berührungspunkte mit dem Beruf.
Kibiku: Mein ursprünglicher Berufswunsch als Kind war etwas völlig anderes. Ich wollte irgendetwas mit Flugzeugen machen. Auch das Au-Pair-Jahr in Deutschland hatte sich eher zufällig ergeben. Eigentlich wollte ich Business Administration in Nairobi studieren.
Wie sind Sie dann in den Pflegebereich und letztlich mit Vitos in Berührung gekommen?
Kibiku: Während meiner Au-Pair-Zeit hatte ich viel Gelegenheit, Deutsch zu lernen. Mir war schnell klar, dass ich gerne in Deutschland bleiben und arbeiten würde. Meine Gastfamilie brachte mich auf die Idee, ein Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) zu absolvieren. Dafür musste ich dann auch schnell einen Platz finden, damit mein Visum verlängert wird. Ich habe mich an vielen Stellen beworben und hatte auch viele Zusagen. Bei Vitos Hochtaunus kann ich mich noch gut an das erste Gespräch mit dem Pflegedirektor Bernd Kuschel erinnern. Hier habe ich mich gleich sehr wohlgefühlt. Und idealerweise wurde mir direkt eine Wohnmöglichkeit in Kliniknähe angeboten. Das FSJ habe ich dann über den IB (Internationalen Bund) bei Vitos absolviert.
Hounkpe: Ja, die Wohnmöglichkeit war auch für mich ein entscheidendes Argument, hier anzufangen. Ich habe mein FSJ zunächst in einem Kindergarten begonnen, wollte aber gerne in den medizinischen Bereich wechseln. Eine Gelegenheit ergab sich dann über Volunta, die mir ein Vorstellungsgespräch bei Vitos Hochtaunus vermittelten. Davon war ich gleich ganz begeistert, auch weil ich zu der Zeit recht kurzfristig eine neue Wohnmöglichkeit brauchte und dadurch ein wenig Druck hatte. In dem ersten Gespräch vor Ort mit Bernd Kuschel habe auch ich mich gleich sehr wohlgefühlt und wir haben zusammen verschiedene Ausbildungswege durchgesprochen. Besonders toll fand ich, dass Vitos versucht hat, sehr flexible, individuelle Lösung zu finden. Ich konnte zum Beispiel schon vor Arbeitsbeginn in das Wohnheimzimmer einziehen – das hat mir sehr geholfen.
Wie ging es für Sie bei Vitos weiter?
Hounkpe: Ich habe im Mai auf der Station 4, einer Station für Akutpsychiatrie, im Vitos Waldkrankenhaus Köppern angefangen. Ich konnte schon ganz gut Deutsch. Nur mit dem hessischen Dialekt hatte ich manchmal Probleme. Die Kolleginnen und Kollegen waren toll. Sie haben mir sehr geholfen und ich habe bald verantwortungsvolle Aufgaben übernommen und gute Rückmeldungen von Patienten erhalten.
Kibiku: Mir hat das FSJ auch sehr gut gefallen. Ich war aber noch immer nicht zu 100 Prozent überzeugt, dass ich weiter in der Krankenpflege arbeiten werde. Da ich mich in meinem Team und bei Vitos aber so wohlgefühlt habe, habe ich beschlossen, die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin zu beginnen. Leider startete zu dieser Zeit gerade kein Kurs an der Krankenpflegeschule, sodass ich ein paar Umwege nehmen musste, um die Zeit zu überbrücken. Auch dabei hat mich Vitos sehr flexibel unterstützt, sodass ich letztlich von 2013 bis 2016 meine Ausbildung an der Vitos Schule für Gesundheitsberufe Hochtaunus absolvieren konnte. Dabei habe ich endgültig meine Liebe zum Pflegeberuf entdeckt.
Herr Hounkpe, auch Sie haben irgendwann eine reguläre Ausbildung begonnen?
Hounkpe: Ja genau. Nach einem Bewerbungsgespräch mit der damaligen Schulleiterin war schnell klar, dass das passt und ich die Ausbildung bei Vitos Hochtaunus machen möchte. Besonders gefallen hat mir, dass es die Möglichkeit eines dualen Studiums gab – ich habe direkt Interesse für ein Stipendium angemeldet. Mir war aber klar, dass ich mich dafür besonders anstrengen und sehr gute Leistungen abliefern musste. Die Freude war groß, als ich die Zusage bekam.
Ein Studium stand auch bei Ihnen noch auf dem Plan, Frau Kibiku?
Kibiku: Ja. Für mich kam ein Duales Studium leider nicht in Frage, da mein kenianisches Abitur hier nicht als Hochschulabschluss anerkannt wird. Ich musste also erst eine Ausbildung machen, um die Hochschulreife zu erlangen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass ich über Vitos die Möglichkeit bekommen habe, nach meinen drei Ausbildungsjahren, den B. A. in Psychiatric Nursing in Angriff zu nehmen. Und obwohl das eine der intensivsten und arbeitsreichsten Phasen meines Lebens war, habe ich es nicht bereut und bin stolz, jetzt meinen Abschluss in der Tasche zu haben.
Sie sind beide von Beginn an auf akutpsychiatrischen Stationen im Einsatz. Und wollten dort auch bleiben. Was gefällt Ihnen an der Arbeit? Und was ist vielleicht auch manchmal schwierig?
Kibiku: Als ich hier anfing, wusste ich ehrlich gesagt noch gar nicht, dass es sich um ein psychiatrisches Krankenhaus handelt. Psychiatrie in Kenia – und wahrscheinlich auch in Togo – sieht vielerorts komplett anderes aus und man hat selbst viele Vorurteile im Kopf. Umso begeisterter war ich zu lernen, dass es unheimlich viele professionelle Methoden gibt, um Menschen mit psychischen Erkrankungen zu helfen. Hier hat man Zeit, mit den Patientinnen und Patienten zu reden. Man baut eine Art Beziehung auf und schafft es oft, dass sie sich besser fühlen, wenn sie wieder nach Hause gehen. Das gefällt mir sehr.
Schwierig ist für mich bis heute manchmal noch das Dokumentieren. Dafür brauche ich Ruhe und muss mich sehr darauf konzentrieren, die typische „Psychiatriesprache“ und das richtige Wording zu treffen.
Haben Sie Tipps für andere junge Leute aus dem Ausland, die sich für eine Ausbildung bei Vitos interessieren?
Hounkpe: Ein FSJ ist ein super Einstieg in den Beruf. Generell würde ich ihnen raten, während oder vor der Ausbildung unbedingt die deutsche Sprache zu lernen. Je größer die Sprachbarriere, desto größer der Aufwand – sowohl für die Ausbildung als auch die praktische Arbeit. Wichtig ist aber trotzdem: habt keine Angst vor Fehlern! Einfach anfangen, frei Sprechen und Fragen stellen! Dann merkt man schnell die Fortschritte. Für die Ausbildung rate ich außerdem, eigene Lernstrategien zu entwickeln und die in dem deutschen Schulsystem verwendeten Strategien auszuprobieren. Während meiner Ausbildung habe ich festgestellt, dass sich die Lernstrategien, die in Deutschland angewendet werden, von den afrikanischen unterscheiden. So habe ich beispielsweise angefangen, mit Karteikarten zu lernen. Und das war sehr hilfreich. Auch die Arbeit in Gruppen hat mich weitergebracht.
Kibiku: Ich kann auch nur raten, bei Schwierigkeiten, das Gespräch zu suchen – entweder mit den Lehrkräften, dem Stationsteam oder auch mit der Pflegedirektion. Gemeinsam findet man immer eine Lösung. Bei mir war es zum Beispiel eine Reduktion der Stunden, die ich auf der Station gearbeitet habe, als ich am Ende des Studiums mehr Zeit dafür brauchte.
Wie geht es für Sie weiter? Haben Sie schon Pläne für die nähere Zukunft gemacht?
Hounkpe: Ich bin voll und ganz mit meinem Dualen Studium beschäftigt und hoffe, im nächsten Jahr erfolgreich abzuschließen. Danach könnte ich mir vielleicht einen Master in Pflegepädagogik vorstellen. Weiß aber noch nicht, wie ich das in einem Jahr sehe.
Kibiku: Ich bin erstmal froh, meinen Bachelor geschafft zu haben. Hoffe noch auf eine verspätete Abschlussfeier und besuche im November meine Familie in Kenia. Danach arbeite ich weiter in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bad Homburg und bin gespannt, was noch alles kommen wird.
Alles Gute Ihnen beiden und vielen Dank für das Gespräch.
Du hast auch Interesse an einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder Bundesfreiwilligendienst (BFD) bei uns? Dann melde Dich einfach direkt in der Pflegedirektion:
Tel. 06175 – 791 – 529
bernd.kuschel@vitos-hochtaunus.de
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