Kinderschutzkonzept bei Vitos Südhessen
Die leitende Psychologin und das Team der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Riedstadt klärten junge Patient/-innen mit eigenen, facettenreichen Projekten zum Thema Kinderschutz auf. Sie fanden während der Ferien statt. Die Projekte der Teams aus Psycholog/-innen, Therapeut/-innen und Sozialarbeiter/-innen machen für Kinder das Thema Kinderrechte kreativ erlebbar.
Mein Name ist Sabine Hoffmann. Ich arbeite in der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Riedstadt. Uns Projektverantwortlichen liegt die Sensibilisierung der Kinder am Herzen. Im Folgenden möchte ich Ihnen repräsentative Projekte vorstellen. Sie alle zahlen auf den Kinderschutz ein.
Motiviert erkundeten die jungen Patient/-innen während einer Schnitzeljagd über das Gelände des Klinikums verschiedene Projekt-Stationen. Sie brachten ihnen die Kinderrechte spielerisch näher. Besonders emotional und künstlerisch war das Basteln von sogenannten Schutztieren aus Knete. Sie symbolisieren das Recht auf Schutz vor Gewalt. Sehr motiviert gingen die Kinder und Jugendlichen ans Werk, als es darum ging, sich einen eigenen Rückzugsort mittels Textilien und Naturmaterialien zu bauen. Die aktive Gestaltung des Rückzugsorts; dem symbolischen Schutzraum; thematisiert das Recht auf Privatsphäre. Den Kindern und Jugendlichen kompetent, einprägsam und gleichzeitig spielerisch die Kinderrechte zu vermitteln, war und ist das Ziel und für uns Mitarbeitende eine Herzensangelegenheit.
Mit Achtsamkeits-Übungen und sportlichen Aktivitäten Kindern Selbstvertrauen geben
Das Recht auf Ruhe und Freizeit, Spiel und Erholung konnten Kinder und Jugendliche während des Workshops „Kreatives Yoga“ sinnlich erfahren. Die Selbstwahrnehmung stärken, Mut und Kraft in Körperübungen spüren und Ruhe und Entspannung in der Natur finden – die Patient/innen konnten aus diesen Momenten spürbares Bewusstsein entwickeln und gestärkt aus dem kreativen Yoga hervorgehen. Kinder bis elf Jahre konnten im Anschluss über das Malen von Tiermandalas in eine meditative Phase eintreten. Jugendliche ab zwölf Jahre haben nach dem Yoga-Flow Collagen zu der Frage „Was tut mir gut und stärkt mich?“ erarbeitet. Die entstandenen Selbstwert-Collagen bewegten Patient/-innen dazu, sich aktiv und intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Zur Erinnerung hängen die Collagen im direkten Umfeld der Patient/-innen dekorativ an der Wand.
Aus sport- und ergotherapeutischer Sicht unterstützen Bewegungs-, Entspannungs- und künstlerisch/kreative Übungen Heranwachsende dabei, Selbstvertrauen zu fördern und Selbstsicherheit zu entwickeln. Motorisch geschulte und somit koordinativ variantenreichere Kinder können den Anforderungen des Lebens angemessener begegnen. Sie können das Instrument ihres Ausdrucks besser und ganzheitlicher nutzen. Sie können Selbstvertrauen besser umsetzen und sich somit schützen.
Junge Patient/-innen sensibilisieren, damit sie ihre Rechte kennen und schützen können
Die Sensibilisierung der Kinderrechte findet im gesamten Umfeld der Patient/-innen statt. Durch regelmäßige Gespräche und spielerische Projekte und Projekttage mit anderen Spezialtherapeut/-innen werden die Kinderrechte erlebbar gemacht. So verankern sie sich stärker im Bewusstsein der jungen Patient/-innen. Auch im Stationskonzept werden die Kinderrechte bedacht und als Schutzkonzept gelebt. Kinder und Jugendliche sollen an Entscheidungen beteiligt werden, die sie betreffen. Das stärkt ihre Position und verringert das Machtgefälle zu den Erwachsenen.
„Ziel für uns als Klinik ist es, uns für unsere Patient/-innen zu einem Kompetenzort für Schutz zu entwickeln. Das ist eine langfristige Aufgabe, die einer klaren Haltung auf Leitungsebene und entsprechenden Ressourcen bedarf. Wir möchten den Kindern und Jugendlichen einen neuen Erfahrungsraum im sicheren Umgang mit ihren körperlichen und psychischen Grenzen zur Verfügung stellen. Den Eltern möchten wir Modell und Anleitung sein, damit sie ihren Kindern als verlässliche und sichere Bezugspersonen Unterstützung sind. Unser Leitbild, unsere Kultur der Fehleroffenheit, unser Miteinander, die flächendeckende systemische Schulung der Teams sowie Ansätze in der Teamentwicklung sind der Hintergrund dafür.“ – Sabine Hoffmann, Leitende Psychologin in der Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Riedstadt
Achtsamkeits-Atem-Übung aus der Praxis erhöht die Selbstwirksamkeit der Kinder
Hier mal ein ganz konkretes Beispiel für eine Achtsamkeits-Atem-Übung: Die Aufmerksamkeit auf die Nasenwurzel richten, Ein- und Austritt des Atems mit tiefem Ein- und Ausatmen, aufkommende Gedanken wie einen Heliumluftballon wegfliegen lassen, die Aufmerksamkeit immer wieder auf die Nasenwurzel richten / dort verbleiben.
Diese Übung beruhigt das Gehirn und steigert dessen Verarbeitungskapazitäten. Ein unruhiges und aufgeregtes Gehirn kann aufkommenden Stress nicht so gut verarbeiten. Eine erhöhte Selbstwahrnehmung und damit auch Selbstwirksamkeit können positive Effekt dieser Übung sein.
Statuen der Stärke vor der Kinder- und Jugendklinik
Statuen der Stärke empfangen Mitarbeitende, Besucher/-innen und Patient/-innen am Eingang des Geländes. Patient/innen haben die Statuen während eines kunsttherapeutischen Projekts zum Thema Kinderrechte entworfen. Die Figuren symbolisieren Mut, Kraft und Balance und wurden eigens nach Entwurf der Patient/-innen gebaut. Sie dienen als Mahnmal, stets den Schutz der uns anempfohlenen Patient/-innen im Blick zu behalten und ihre Rechte zu wahren.
Mut, Kraft und Balance sind die drei Kernkompetenzen, die unsere Patient/-innen in einem kunsttherapeutischen Projekt zum Thema „Was hilft mir, um mich sicher zu fühlen?“ erarbeitet hatten. Sie haben Körperhaltungen gefunden, die diese drei Kerngefühle darstellen und skizzenhaft auf Papier gebracht. Ausgehend von diesen Skizzen ließen wir drei Statuen herstellen, die im Eingangsbereich der Klinik in den Farben Gelb, Rot und Blau stehen. Sie machen deutlich: Kinder haben ein gutes Gefühl dafür, wann sie sicher sind und wann nicht. Sie benötigen unsere Unterstützung, um dieses Gefühl klar erleben und weiter ausbilden beziehungsweise wiederentdecken zu können. Besonders dann, wenn sie in eine Lebenssituation kommen, die sie grundlegen irritiert oder sogar krankmacht.
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