„Mit intelligenten Investitionen zukunftssicher aufgestellt“

„Mit intelligenten Investitionen zukunftssicher aufgestellt“

Nachhaltiges Energie- und Umweltmanagement bei Vitos Südhessen

Klimakrise, Umweltkatastrophen, steigende Energiepreise und Wassermangel begegnen uns immer häufiger. Auch für Unternehmen stellen sie eine große Herausforderung und Verantwortung dar. Wie gehen wir bei Vitos damit um? Genau das möchten wir von Stefan Knoll, Leiter Bau- und Facility Management bei Vitos Südhessen wissen. Er und sein Team sanieren nicht nur alte Gebäude und Gelände nachhaltig, sondern sorgen auch dafür, dass bei Neubauten modernste Technologien zum Einsatz kommen.

Herr Knoll, in diesen herausfordernden Zeiten ist gutes Energie- und Umweltmanagement gefragt wie nie zuvor. Was bedeutet das konkret für Ihre Arbeit bei Vitos Südhessen?

Stefan Knoll

Wir stehen mit diesen Problemen ja nicht alleine da. Überall wird geforscht und entwickelt, um Lösungen für effizientes Energie- und Umweltmanagement zu finden. Daraus resultiert eine schnelle Entwicklung der Technik und der Möglichkeiten. Für meine Arbeit heißt das, vor allem auf dem neusten Stand zu bleiben und neue Techniken sinnvoll einzusetzen. Bei Vitos Südhessen sind wir auf einem guten Weg, dürfen aber nicht nachlassen. Der Energie- und Wasserbedarf muss weiter reduziert werden. Das gilt an jedem Tag und auch für die weitere Planung. Ich habe zusammen mit meinem Team des Technischen Dienstes noch Einiges vor.

Eines Ihrer Vorhaben ist es, den Energieverbrauch zu senken. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Bei Vitos Südhessen haben wir früh auf energetische Technik gesetzt. So haben wir beispielsweise schon 2002 über unsere Biomasseanlagen mit Holzhackschnitzeln geheizt und 2014 die Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet. Auch in den Gebäuden fingen wir zu dieser Zeit an, Leuchtmittel auf LED umzurüsten. Zudem haben wir ältere Anlagenbauteile durch effizientere, wie z. B. Hocheffizienzpumpen, ersetzt.
Mit den Photovoltaik-Anlagen auf dem Vitos Klinikum Heppenheim und auf dem Neubau der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Riedstadt konnten wir den externen Strombedarf minimieren und teilweise sogar Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Mit Stolz können wir sagen, dass wir auch in diesen schwierigen Zeiten mit unseren intelligenten Investitionen immer noch gut aufgestellt sind. Natürlich machen wir weiter. So wurde kürzlich auf dem Neubau des Vitos Philippshospitals Riedstadt eine Photovoltaikanlage mit 170 kWp installiert. Das entspricht einer Anlagengröße von circa 22 mit Photovoltaikanlagen gedeckten Einfamilienhäusern.

Photovoltaik-Anlage auf dem Vitos Klinikum Heppenheim

Was ist in Bezug auf neue Photovoltaik-Anlagen zukünftig geplant?

Auf der Freifläche der Gärtnerei in Riedstadt planen wir derzeit eine Photovoltaik-Anlage mit 310 kWp. Wie das aussehen könnte, ist auf dem Modellfoto gut zu erkennen. Das Projekt werden wir baldmöglichst in unsere Gremien einreichen. Zudem werden demnächst zwei weitere Photovoltaikanlagen in Riedstadt ans Netz gehen: Die Anlage auf der Klinik für forensische Psychiatrie wird eine Leistung von bis zu 110 kWp erbringen. Auf dem Dach der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird eine Anlage mit 50 kWp installiert werden.

Modellbild der geplanten Photovoltaik-Analge in Riedstadt

Wie gelingt es den Wärmeverbrauch zu reduzieren?

Als erstes muss man wissen, dass wir mit den Biomassekesseln und dem Blockheizkraftwerk (Strom/Wärme-Kopplung) die Gebäude von Vitos Südhessen beheizen. Unter Biomasse verstehen wir Holzhackschnitzel, die wir als Abfallprodukt von einer Firma aus dem Odenwald auf kurzem Wege geliefert bekommen. Das ist effizient und ökologisch. Unsere Schwachstelle war das in die Jahre gekommene Nahwärmenetz. Dieses Mammutprojekt sind wir angegangen und haben alte, fast unisolierte Leitungen gegen isolierte Rohrleitungen neuester Technik inklusive Leck-Überwachung ausgetauscht.

Zudem planen wir industrielle Abwärme für die nachhaltige Wärmeversorgung zu nutzen. Hierzu haben Vitos Südhessen und HIM GmbH, ein Unternehmen der Kreislaufwirtschaft, kürzlich eine Absichtserklärung unterschrieben. Das ist ein spannendes Projekt, bei dem es darum geht, bisher ungenutzte prozessbedingte Abwärme der Sondermüllverbrennungsanlage von HIM für unseren Riedstädter Standort nutzbar zu machen. Damit das gelingen kann, wird eine Wärmetrasse von Biebesheim nach Riedstadt benötigt. Wir sind dazu bereits im Austausch mit den beteiligen Bürgermeistern, um dieses Projekt voranzubringen.

Auch bei der Warmwasserversorgung konnten Sie einiges einsparen. Warum?
Die alten Rohrleitungen

Die alten Rohrleitungen

Die neuen Rohrleitungen

Die neuen Rohrleitungen

Das stimmt. Wir haben den Wärmebedarf des Trinkwarmwassers drastisch gesenkt. Indem wir die Warmwasserversorgung dezentralisiert haben, wurden die hohen Zirkulationsverluste quasi genullt. Im Ergebnis wurden im vergangenen Jahr 4 Millionen kWh weniger benötigt als 2021, was sicherlich zum Teil auf den milden Winter, zum Teil aber auch auf unsere Maßnahme zurückzuführen ist. Auch hier geht es weiter: Durch die Erneuerungen der Leitungen können wir das Energiekonzept unserer Versorgung auf neue Beine stellen. Wir nutzen die Gelegenheit und verabschieden uns von den ineffizienten Dampfleitungen und werden in Zukunft alle Häuser auf dem Gelände mit Heizungswasser aus einem modernen Nahwärmenetz versorgen.

Immer häufiger ist von Wassermangel die Rede. Wie ist es Vitos Südhessen gelungen Wasser zu sparen?

Natürlich sind wir generell bestrebt, Wasser zu sparen. So nutzen wir beispielsweise wassersparende Perlatoren, stellen die Spülkästen entsprechend ein und dergleichen. Unser Sorgenkind waren jedoch die alten Wasserleitungen. Das Wassernetz von 1950 wies viele Schwachstellen auf. Durch diverse Rohrbrüche war der Wasserverbrauch immens hoch und lag im Jahr 2021 bei 90.700m³. Durch die Erneuerung unseres selbst betriebenen Wassernetzes konnten wir große Ersparnisse erzielen. So konnten wir 2022 den Wasserverbrauch auf 66.700m³ senken. In diesem Jahr ist uns bis heute schon eine weitere Reduktion um 1.500m³ im Vergleich zum Vorjahr gelungen.

Die kalte Jahreszeit steht an. Was können die Mitarbeiter/-innen beitragen, um die Energiekosten zu senken?

Glücklicherweise spüren wir bei den Kolleg/-innen schon länger einen gewissenhaften Umgang mit Energie. Gerade bei den älteren Gebäuden ist es aber eine Herausforderung, sich energetisch zu verhalten. Hier wird noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, Fenster nicht zu kippen, sondern kurze Stoßlüftungen durchzuführen. Türen sollten nicht länger als nötig offengehalten werden. Wenn man ein offenes Fenster im Flur oder Treppenhaus bemerkt, sollte man nicht daran vorbeigehen, ohne es zu schließen.

Außerdem ist es ist ratsam, Heizkörper vor dem Stoßlüften abzudrehen. Das gilt besonders bei alten Rippen-Heizkörpern. Wir alle zusammen können mit Disziplin der angespannten Energielage am besten entgegensteuern. Jedes runtergedrehte Thermostat, jedes ausgeschaltete Licht, jeder runtergefahrene PC, Drucker oder anderes Elektrogerät zum Feierabend und vor allem zum Wochenende entlasten uns und unsere Umwelt sehr.

Autor/-in
Kathrin Helly