17 Sep Schnittstelle zwischen Ärzten und Pflege
Duales Studium zum Physician Assistant
Die Vitos Orthopädische Klinik Kassel etabliert einen noch jungen Beruf. Am 1. Oktober übernimmt das Haus mit Pegah Bastani und Konstantin Knoth erstmals zwei eigens ausgebildete Physician Assistants. Bastani und Knoth haben nach ihrer Berufsausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und zum Gesundheits- und Krankenpfleger ein dreijähriges duales Studium absolviert. Damit sind sie qualifiziert, delegierbare ärztliche Tätigkeiten zu übernehmen.
Die Vitos Orthopädische Klinik Kassel kooperiert hierfür mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe (DHBW), die den Bachelorstudiengang „Physician Assistant – Arztassistent“ seit 2010 anbietet. Das sechssemestrige duale Vollzeitstudium, bei dem sich Lehrveranstaltungen an der Hochschule und Praxisphasen in der Klinik im Drei-Monats-Turnus abwechseln, schließt mit einem Bachelor of Science (B. Sc.) ab.
Stefanie Hadding: Für wen eignet sich das Studium Physician Assistant?
Konstantin Knoth: Wer nach einer Ausbildung in einem traditionellen Gesundheitsberuf Lust auf mehr hat, auch auf mehr als übliche Fortbildungen bieten können, der ist genau richtig. Aber: Das duale Studium ist nicht ohne, es verlangt sowohl in den Praxis- als auch in den Theoriephasen enorm viel von einem ab.
Pegah Bastani: Der Studiengang ist naturwissenschaftlich-medizinisch geprägt. Aus diesem Grund sind gute Vorkenntnisse da sehr wichtig. Eher nicht geeignet, ist er für diejenigen, die eigentlich Medizin studieren wollen, und eine Abkürzung suchen.
Stefanie Hadding: Was dürfen Sie heute, was Sie vor dem Studium nicht durften?
Konstantin Knoth: Zusammen mit unserer Erstausbildung haben wir insgesamt sechs Jahre Ausbildung absolviert. Damit haben wir ein enormes Pensum an Fachwissen gesammelt. Wir arbeiten jetzt im ärztlichen Team und dürfen dort genau definierte Tätigkeiten übernehmen, zum Beispiel Patienten anschauen und bei der Erstellung der Diagnose und des Behandlungsplans mitwirken. Ebenso unterstützen wir bei komplexen Untersuchungen, bei der Behandlung, bei Eingriffen und bei Notfallbehandlungen.
Pegah Bastani: Schwerpunkt sind Tätigkeiten auf Station und in der Ambulanz. Viel Arbeit fällt bei der Unterstützung der Dokumentation an. Ich sehe uns als Schnittstelle und Stütze zwischen Pflege- und Ärzte-Team. Das Spektrum unserer Arbeit ist sehr breit und anspruchsvoll. Ich mag, dass wir näher am Patienten sind als ich das zum Beispiel vorher als Medizinische Fachangestellte war. Und natürlich ist die Bezahlung auch besser.
Stefanie Hadding: Physician Assistants sind in vielen Ländern, etwa in Großbritannien und den Niederlanden, zum Teil bereits seit Jahrzehnten ein essentieller Teil des ärztlichen Teams. Wie ist die Akzeptanz in Deutschland?
Pegah Bastani: Der Beruf ist bei uns noch jung. Unseren Platz in den lang bestehenden Strukturen mussten wir in der Praxis manchmal erst finden. Am Anfang war da viel Pionierarbeit zu leisten, weil es eben noch keine Erfahrung mit Physician Assistans in der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel gab. Ohne Durchsetzungswillen und ohne Spaß an Eigeninitiative und am Gestalten ist es schwer, Akzeptanz zu finden.
Konstantin Knoth: Mittlerweile leben und erleben wir ein gutes, partnerschaftliches und ergänzendes Zusammenarbeiten mit Ärzten und Pflegekräften. Wir fühlen uns anerkannt und dazugehörig. Die jetzigen Studenten in der Orthopädischen Klinik und die, die im Oktober kommen, können davon sicher profitieren. Und als „Mentor für Physician Assistants in Ausbildung“ haben sie mit mir jetzt auch einen offiziellen Ansprechpartner.
Info: Die Zulassung zum Studium an der DHBW:
Wer den Bachelorstudiengang „Physician Assistant – Arztassistent“ studieren will, braucht eine Hochschulzugangsberechtigung (Abitur oder Fachhochschulreife mit Studierfähigkeitstest oder eine Zulassung als besonders qualifizierter Berufstätiger (i. d. R. mit Eignungsprüfung)) UND einen Abschluss in einem dreijährigen Gesundheitsfachberuf (z. B. Pflegefachmann/Pflegefachfrau, Operationstechnische Assistent/-innen (OTA), Medizin-technische Assistent/-innen (MTA), Medizinische Fachangestellte (MFA), Physiotherapeut/-innen, Notfallsanitäter/-innen usw.) sowie einen Studienvertrag mit einem Dualen Partner (Kliniken, MVZ, hausärztliche Praxen etc.). Die Vitos Orthopädische Klinik Kassel ist Partner der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe. Info: www.dhbw.de.
Das Interview führte Stefanie Hadding: Nach Magisterstudium und journalistischem Volontariat in Köln und Heidelberg habe ich viele Jahre als Journalistin in Redaktionen und als Kommunikationsfrau für Unternehmen gearbeitet. Seit 2015 bin ich für die Unternehmenskommunikation und das Marketing der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel verantwortlich. Das Tolle daran: Unsere Fachklinik schreibt seit mehr als 100 Jahren Geschichte und jeden Tag neue Geschichten.