(Meine) Personalentwicklung bei Vitos
Dr. Christoph Andreis ist seit seinem zweiten Assistenzarztjahr bei Vitos. Das war 2007. Seitdem ist er alle Entwicklungsschritte im Unternehmen gegangen. Zunächst war er Assistenz-, dann Facharzt, anschließend Leiter der Ambulanz in Herborn, zuletzt stellvertretender Klinikdirektor. Seit dem 1. April 2021 ist er Klinikdirektor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Herborn. Was hat ihn so lange bei Vitos gehalten? Um das herauszufinden, hat ihn Personalreferentin Sarah Junghans interviewt.
Sarah Junghans: Herr Dr. Andreis, herzlichen Glückwunsch zur neuen Position! Das ist ja eine beeindruckende Karriere, die Sie da hingelegt haben. Was hat Sie so lange bei Vitos gehalten?
Dr. Christoph Andreis: Vielen Dank! Und ja, ich bin tatsächlich meinen ganzen Weg und alle Entwicklungsschritte bei Vitos gegangen. Was mich primär gewonnen und dann gehalten hat, waren sicherlich viele Faktoren. Schon meine Bewerbung Ende 2005, damals war – in heutiger Zeit kaum mehr vorstellbar – keine ärztliche Stelle frei und ich begann meine Arbeit als Arzt in der Somatik. Das führte dennoch zu einem sehr positiven Gespräch mit meinem späteren Chefarzt und Weiterbilder Prof. Dr. Matthias Wildermuth. Er hielt den Kontakt zu mir und führte mich so später ins Unternehmen. Zum 1. Januar 2007 wurde ich so Mitarbeiter von Vitos. Ich erfuhr eine strukturierte Facharzt- und psychotherapeutische Weiterbildung und erlebte ein sehr positives Arbeitsumfeld. Ein Wechsel des Arbeitgebers stand deshalb für mich nie zur Debatte.
Sarah Junghans: Wie hat Vitos als Arbeitgeber Ihre Entwicklung unterstützt?
Dr. Christoph Andreis: Noch während meiner Facharztweiterbildung entwickelte Vitos ein Konzept, sich an meinen Weiterbildungskosten zu beteiligen. Ich konnte meine Weiterbildung zeitgerecht abschließen. Ein vorübergehender Wechsel in eine andere Vitos Klinik für das sogenannte „Fremdjahr“ gelang problemlos, sodass ich auch die Facharztprüfung zeitgerecht machen konnte. Zu dem Zeitpunkt stand ich auch mitten in der Familiengründung, wechselte unkompliziert vorübergehend auf ein Teilzeitmodell und erfuhr besonders mit der Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, viel Unterstützung. Das schlug sich später ja auch in der Zertifizierung „Beruf und Familie“ bei Vitos nieder.
Ich bekam im Verlauf dann die Möglichkeit, mit der ärztlichen Ambulanzleitung eine Führungsposition zu übernehmen, wurde gut eingearbeitet und durfte Führungskräftetrainings wahrnehmen.
Eine besondere Förderung erfuhr ich schließlich, als ich 2017 einer der Teilnehmer der ersten Auflage des Personalentwicklungsprogramms „Perspektive Medizin II“ zur Vorbereitung auf eine Klinikleitung wurde. Im Verlauf übernahm ich die Position des stellvertretenden Klinikdirektors.
Insbesondere mit den Führungskräftetrainings und den verschiedenen Personalentwicklungs-Programmen hat Vitos in den vergangenen Jahren einen wirklich guten Rahmen geschaffen, um Karrieren innerhalb des Konzerns zu fördern.
Sarah Junghans: Teil des Personalentwicklungsprogramms war ein Mentoring durch die Vitos Klinikdirektorin Dr. Annette Duve. Was hat sie Ihnen mit auf den Weg gegeben?
Dr. Christoph Andreis: Dr. Duve war mir bereits aus ihrer Zeit als leitende Ärztin am Standort Hanau, bekannt. Schon da schätzte ich ihre sehr klare, strukturierte Arbeitsweise. Neben vielen praktischen Fragen und Prozessen hat sie mir vor allem eines mitgegeben – das Gefühl, dass ein Klinikdirektor beziehungsweise eine Klinikdirektorin bei Vitos nicht einsam an der Spitze eines Krankenhauses steht, sondern Teil einer gut vernetzten Gruppe von Chefärzten ist, in der Austausch und gegenseitige Unterstützung gepflegt werden.
Sarah Junghans: Sie haben sich vor Antritt der Position intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, ob Sie Klinikdirektor werden wollen. Gab es für Sie hierbei einen Schlüsselmoment oder war der Entschluss eher ein Prozess?
Dr. Christoph Andreis: Für mich war der Entschluss ein Prozess – vor allem mit Blick auf die Frage, eine solche Position „hausintern“ übernehmen zu wollen und zu können. Das ist gewachsen und für mich eng mit den vielen Entwicklungen in „meiner“ Klinik verwoben – die auch weiterhin vor vielen Veränderungen steht. Es gibt nun eine „Partnerklinik“ in Hanau, ein Umbau und eine Sanierung unserer Gebäude stehen an, unsere regionalen Versorgungsgebiete werden sich verändern. Eine spannende Aufgabe, und ich freue mich, dass ich dies in Herborn mitgestalten kann.
Sarah Junghans: Wie lässt sich eine so verantwortungsvolle Position mit dem Familienleben vereinbaren? Haben Sie eine Strategie oder feste Absprachen, Regeln und Termine in der Familie?
Dr. Christoph Andreis: Eine gute Frage! Wir haben uns damit zu Hause auch lange auseinandergesetzt. Die Entscheidung für eine solche Position kann aus meiner Sicht nur gemeinsam mit der Familie getroffen und dann auch getragen werden. Wir sind als Eltern beide berufstätig. Letztlich hilft mir meine Familie – vor allem meine Kinder – dabei, die jetzige Arbeit erstmal als das zu sehen, was sie auch weiterhin ist – ein Job! … und mich nicht zu sehr darin zu verlieren. Aber fragen Sie mich im Verlauf nochmal. Ich hoffe doch sehr, dass ich das in einem Jahr auch noch so sehe! Da bin ich aber eigentlich sehr zuversichtlich.
Sarah Junghans: Unterstützt Sie Vitos als Arbeitgeber bei der Vereinbarkeit von Führungsaufgabe und Privatleben?
Dr. Christoph Andreis: Ja, auf jeden Fall. Ich habe als leitender Arzt lange in Teilzeit gearbeitet. Mein Partner arbeitet selber in Schichten. Wir müssen uns bezüglich der Kinderbetreuung immer wieder gut absprechen und planen, was aber auch immer geht. Über Telefon, Video-Konferenzen, mobiles Arbeiten konnte ich die Flexibilität erreichen, die es da für mich brauchte.
Sarah Junghans: Ist die Vernetzung mit anderen Vitos Klinikdirektor/-innen und Kolleg/-innen hilfreich?
Dr. Christoph Andreis: Auf jeden Fall. Meine ersten Eindrücke sind hier, dass es sehr kurze Wege für Rücksprachen, Fragen und Austausch gibt. Vitos fördert außerdem aus Konzernperspektive die Vernetzung der Klinikdirektoren durch Regelkommunikation wie zum Beispiel den Fachbeirat oder die Führungskräftekonferenz. So kommt es mehrfach im Jahr zu persönlichen Begegnungen. Zudem gibt es standortübergreifende Qualitätszirkel. So bündelt und nutzt Vitos das Know-how seiner Führungskräfte aus meiner Sicht gut.
Sarah Junghans: Welche Rolle spielte Ihr langjähriger Vorgesetzter und Vorgänger Prof. Dr. Matthias Wildermuth bei Ihrer Entwicklung? Wie wichtig sind Vorbilder und Förderer?
Dr. Christoph Andreis: Wie ich anfangs schon sagte – ohne ihn wäre ich wortwörtlich nicht an dieser Stelle. Ich hatte ja schon meine Bewerbung wieder zurückgezogen. Ich war eigentlich darauf eingestellt, als gebürtiger Niedersachse nur ein kurzes „Gastspiel“ in Hessen zu machen. Das war vor 15 Jahren … und Professor Matthias Wildermuth sah in mir ein Interesse an und eine Neigung für mein Fach in einem Ausmaß noch bevor es mir selber völlig klar wurde. Die Macht der Biographie – und die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen mit all ihren Risiken, aber auch all ihren Chancen für Entwicklung – das sind die Kernthemen, die er mir vermittelt hat. Sie prägen mich in meiner Arbeit. Ich habe zudem Psychiatrie und besonders Psychotherapie nicht nur als Geisteswissenschaft, sondern besonders auch als „Handwerk“ kennengelernt. Also als eine Fähigkeit, die geübt und trainiert werden muss, wozu es Anleiter, oder – nochmal im handwerklichen Sprachjargon – eben „Meister“ braucht. Diese hatte ich in meiner Zeit bei Vitos. Ich denke zum Beispiel an meine Oberärzte Dr. Jürgen Turski und Ingrid Betz, bei denen ich gelernt habe oder die vielen Kolleg/-innen, mit denen ich in den Jahren gearbeitet habe.
Sarah Junghans: Nun sind Sie an der Reihe: Was sind Ihre Pläne, um Ihr Team weiterzuentwickeln?
Dr. Christoph Andreis: Es gibt viele Themen, die in Herborn anstehen! Wir werden die Klinik absehbar kernsarnieren. Zudem werden wir einen Eltern-Kind-Bereich aufbauen. Auch die Entwicklung einer interdisziplinären Adoleszentenstation mit den Kolleg/-innen der Klinken für Psychiatrie und Psychotherapie fände ich großartig.
Aber was ich inhaltlich für zentral wichtig halte: Stationäre Psychotherapie hat sich in den letzten Jahren verändert. Wir haben eine deutlich bessere ambulante und teilstationäre Versorgung, was unseren Patient/-innen zu Gute kommt. Es macht die stationäre Behandlung schon jetzt an vielen Stellen umgehbar. Vor zehn Jahren gab es diese Alternativen noch nicht. Dennoch gibt es weiterhin einen hohen Bedarf an stationären Behandlungen. Wir sehen auf den Stationen aber anteilig deutlich mehr Belastungen bei unseren Patient/-innen. Genauso, deutlich früher beginnende und in Teilen auch schwerwiegender verlaufende Erkrankungen. Es braucht also neben Techniken und Erfahrungen auch viel Erfindungsreichtum und Fantasie, um mit den Kindern und Jugendlichen gut in Kontakt zu kommen, die oft viel zu viele schwierige Beziehungserfahrungen gemacht haben.
Und es gibt immer noch Patient/-innen, die wir nicht erreichen. Sie haben sich von Erwachsenen abgewendet und versprechen sich nichts von Hilfen. Hier Orte zu schaffen, in denen ein Miteinander wieder möglich werden kann, Beziehung wieder positiv wirken kann, ist eine spannende Aufgabe, die ich mit meinem Team angehen möchte!
Sarah Junghans: Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen, die gerade für sich klären, ob eine Position als Klinikdirektor/-in für sie in Frage kommt?
Dr. Christoph Andreis: Kurz gefasst – wenn das Interesse für Leitung, für das Übernehmen von Verantwortung und für Führung entsteht, würde ich raten, das offensiv anzusprechen und anzugehen. Das bedeutet, gerade auch mit den Vorgesetzten nach Möglichkeiten der Entwicklung zu suchen. Dem also beispielsweise über Vernetzung, Hospitation, Personalentwicklungsprogramme und ähnliches nachzugehen. Wir freuen uns, wenn Kolleg/-innen hier mitarbeiten wollen. Es gibt viel zu wenige, die Lust auf eine Arbeit als Führungskraft in einer Klinik haben und es sich zutrauen. Da sage ich: Nur Mut!
Sarah Junghans: Worauf freuen Sie sich in der neuen Rolle am meisten?
Dr. Christoph Andreis: Eine ganze Generation an Ärzt/-innen und Psychotherapeut/-innen in ihrer Arbeit fördern, begleiten und prägen zu können – und meinen Teil dazu beizutragen, dass meine Klinik der besondere Ort bleibt, als den ich ihn kennen- und schätzen gelernt habe!
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