Interview mit Sophia Jäger, Fachkrankenpflegerin auf der Intensivstation der Vitos Klinik für Neurologie Weilmünster
Sophia Jäger hat 2019 ihre Ausbildung als Pflegefachkraft an der Vitos Schule für Gesundheitsberufe Mittelhessen absolviert. Parallel machte sie ihren Bachelor-Abschluss in „Advanced Nursing Practice“. Nun arbeitet sie auf der Intensivstation der Vitos Klinik für Neurologie Weilmünster. Im Interview berichtet sie über ihre Erfahrungen.
Haben Sie sich vor Ihrer Ausbildung den Pflegeberuf so vorgestellt?
Da ich vor der Ausbildung bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Pflege absolviert habe, hatte ich ein ungefähres Bild von den Aufgaben die mich in der Ausbildung erwarten würden. Der Beruf hat sich dann als vielfältiger und anspruchsvoller herausgestellt. Die Ausbildung fand ich spannend. Vor allem habe ich gelernt, den pflegebedürftigen Mensch und seine Bedürfnisse ins Zentrum meiner Arbeit zu rücken.
Welche Herausforderungen brachte die Ausbildung mit sich?
Natürlich trifft man innerhalb seiner Ausbildung auf Arbeitsumfelder die einem nicht zusagen oder persönlich nicht gefallen. Man arbeitet mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten zusammen und als Auszubildende kann es schwierig sein, sich in ein bereits bestehendes Team zu integrieren. Davon sollte man sich aber nicht unterkriegen lassen und trotz Reibereien immer wissbegierig bleiben.
Warum haben Sie sich nach Abschluss Ihrer Ausbildung für die Arbeit in der Neurologie entschieden?
Während meiner Ausbildung habe ich verschiedene Fachbereiche kennengelernt. Ich war beispielsweise in der Chirurgie in Ehringshausen, auf der Inneren in Wetzlar / Bad Homburg, in der Psychiatrie in Herborn, der Stroke Unit in Weilmünster, der Pädiatrie auf der Neonatologie in Limburg, der Gynäkologie in Dillenburg und viele mehr, die mir spontan nicht mehr einfallen. Für die Neurologie habe ich mich tatsächlich schon vor der Ausbildung entschieden, nach meinem FSJ im Pflegezentrum in Weilmünster. Dort habe ich schon gemerkt, wie anspruchsvoll die Arbeit mit Menschen ist, die neurologische Schädigungen haben und auf Unterstützung angewiesen sind. Außerdem haben mich neurologische Erkrankungen schon immer sehr interessiert.
Haben Sie Tipps für jungen Menschen, die jetzt ihre Ausbildung bei Vitos anfangen?
Immer wissbegierig bleiben! Viele Fragen stellen und so früh wie möglich versuchen, selbstständig zu arbeiten.
Wann haben Sie beschlossen, das Bachelor-Studium „Advanced Nursing Practice“ zu machen?
Dazu entschieden, ein Studium zu beginnen, habe ich mich im ersten Lehrjahr. Ich habe dann ausbildungsbegleitend im zweiten Lehrjahr meiner Ausbildung mit dem Studium begonnen. Fertig war ich circa ein bis zwei Jahre nach meinem Examen. Das Studium war berufsbegleitend. Ich habe in Vollzeit gearbeitet und nebenbei studiert. An den Tagen, an denen ich nicht arbeiten musste, habe ich dann umso intensiver für mein Studium gelernt.
Wie lief das Studium ab?
Zu Beginn des Studiums mussten wir uns ein Thema für unsere spätere Bachelorarbeit aussuchen. Dieses Thema haben wir das ganze Studium über bearbeitet. Alle sechs Wochen hatten wir ein Seminar mit jeweils einem anderen Themenschwerpunkt. Während Corona fanden die Seminare online statt. Nach Beendigung der Seminare mussten wir häufig Transfer-Hausarbeiten schreiben. Das Thema was im Seminar behandelt wurde (z. B. Qualitätsmanagement, Pflegewissenschaft, Personalmanagement etc.) mussten wir in Verbindung zum Thema unserer Bachelorarbeit stellen. Zusätzlich haben wir nach Ablauf der sechs Wochen und mit dem Beginn eines neuen Seminars eine Klausur geschrieben (zu Zeiten von Corona gab es dann häufig zwei Hausarbeiten). Ich hatte zwei „Zwischenprüfungen“ die mich auf die Erstellung der Bachelor-Thesis vorbereiten sollten. Beides waren Hausarbeiten mit einem Umfang von circa 20 bis 30 Seiten. Meine Abschlussprüfung war die Präsentation und Verteidigung meiner Bachelor-Thesis vor meinen Dozent/-innen.
Tatsächlich bin ich durch das Studium eine richtige Expertin der Pflegewissenschaft geworden, wenn man das so sagen kann. Das war auch ein Schwerpunkt in meiner Ausbildung. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich das Thema vor dem Studium als schwer empfand, aber durch das Studium immer mehr Verständnis dafür entwickelt habe. Generell erhält man einen breit gefächerten Blick für Management und Inhalte, die in der Ausbildung weniger thematisiert werden. Beispielsweise haben mich Qualitätsmanagement, Personalmanagement und Recht in der Pflege besonders interessiert. Das so erworbene Wissen kommt mir als Gesundheits- und Krankenpflegerin zu Gute.
Was hat Sie bewegt, das Studium zu beginnen?
Plump gesagt, hat mich mein Abitur dazu bewegt, das Studium zu beginnen. Ich dachte mir, dass ich unbedingt noch studieren und nicht „nur“ eine Ausbildung machen möchte. Das Studium war gut, da es parallel zur Ausbildung lief. Ich habe so immens viel Zeit gespart. Des Weiteren bin ich ein sehr neugieriger Mensch, der gerne Neues lernt. Generell finde ich, dass die Lerninhalte nützlich für alle Pflegekräfte sind, unabhängig vom Fachbereich. Es ist wichtig, dass sich Pflegende weiterentwickeln und sich neues Wissen aneignen, unabhängig davon wo sie eingesetzt sind.
Bekommst man das Studium gefördert oder muss man das selber bezahlen?
Das Studium ist ein Stipendium und wird komplett von Vitos übernommen! Lediglich wenn es nach Ablauf der Probezeit abgebrochen wird, muss der Studierende die bisherigen entstandenen Kosten übernehmen.
Haben Sie Tipps für Mitarbeiter/-innen, die auch überlegen das Studium zu beginnen?
Man muss damit leben, dass man sich Freizeit, Arbeit und Studium gut einteilen und organisieren muss. Urlaub muss um die Seminarzeit gelegt werden und die Hausarbeiten bzw. Bachelor-Thesis muss neben der Arbeit auf Station geschrieben werden. Also ist eine gute Organisation gefragt. Und man sollte nicht die Erwartungshaltung haben, nach dem Bachelor-Abschluss einen Job im Management oder als Führungskraft auszuüben. Das Studium soll dazu führen, die pflegerische Qualität bei der Arbeit am Patienten zu verbessern. Deshalb arbeiten die allermeisten Absolvent/-innen auch weiterhin am Bett. Wer sich für eine Karriere im Management, beispielsweise als Pflegedirektorin oder Pflegedirektor interessiert, kann z. B. einen Bachelor- oder Master-Abschluss im Bereich Pflegemanagement anstreben. Zudem gibt es bei Vitos das Personalentwicklungsprogramm Perspektive Pflege II. Es bereitet leitende Pflegekräfte mit Interesse an und Potenzial für eine Tätigkeit als Pflegedirektor/- in auf diese Aufgabe vor.
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